Interventionen im Deutschen Hutmuseum
Eine mit silbernen Nadeln bespickte Kappe, die den Namen der starken Göttin Athene trägt, hat ihren Platz neben den Schuten aus der Biedermeierzeit eingenommen. Schuten sind scheuklappen-ähnliche Hauben, die den Frauen Sicht und Gehör versperrten und sie vom öffentlichen Leben abschirmten. In der Vitrine der Kopfbedeckungen des Bürgertums tauchen plötzlich Accessoires von Travestiekünsterln auf, die so schrill gar nicht wirken zwischen den aufwändigen Federhüten der betuchten Damen jener Zeit. Und im Huttornado ziehen kunstvoll gefertigte Kappen eine neue, berührende Linie. Denn die "caps for the future" sind aus Laub vom Jüdischen Friedhof in Auschwitz.
Unter Interventionen versteht man Eingriffe, die in bestehende Zusammenhänge vorgenommen werden. Bei der Wechselausstellung "hutARTig" greift die Kunst - wie bei den genannten Beispielen - in die Ausstellungslogik des Deutschen Hutmuseums ein und geht dabei in einen Dialog mit den Exponaten und Geschichten unseres Hauses. 18 Künstler haben sich intensiv mit diesen beschäftigt und ergänzen mit ihren Arbeiten Erzählungen, weisen auf Leerstellen hin, machen Brüche sichtbar oder fügen ihre Werke auch mal harmonisch in die Vitrinen ein.
Die Interventionen laden die Besucher dazu ein, die mittlerweile fünf Jahre alte Dauerausstellung des Deutschen Hutmuseum noch einmal mit anderen Augen zusehen. Sie können hinterfragen, suchen und neue Ansätze finden oder einfach die Kunst genießen, die sich in den Vitrinen versteckt. Ein Teil der Kunstwerke wird darüber hinaus im Sonderausstellungsraum präsentiert, so dass dieser auch voller hutARTiger Arbeiten ist.